Japan und Dresden – Teil 2

Deutsch-japanische Beziehungen vom 20. Jahrhundert bis heute

Die Deutsch-Japanische Gesellschaft Dresden setzt die hoch geschätzten Verbindungen zwischen Japan und Sachsen aus dem 20. Jahrhundert fort. Seit den 90er Jahren wählen Wirtschaftsverbände und Politiker wiederholt Dresden für deutsch-japanische Vereinbarungen. Hier war das Japanische Palais bzw. das mit japanischer Unterstützung aufgebaute benachbarte Hotel ein gern gewählter Aufenthaltsort für die japanischen Vertreter. Bereits zuvor fanden im Maritim Hotel Bellevue sowie dem damals noch größtenteils kriegsbeschädigten Japanischen Palais wiederholt Ausstellungen zu Kunst und Kultur Japans statt.

Autor: L. Icke-Schwalbe, red. Bearb.: J. Fukuhara, 31.10.2022, Dresden

Ausstellungen über Kunst und Kultur in Dresden

Austausch zwischen Dresden und Japan – Zu Besuch in Sendai

Gegenwärtige Aktivitäten der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Dresden

japanisches palais
Aktueller Blick auf das Japanische Palais in Dresden

Ausstellungen über Kunst und Kultur in Dresden

Mit der kleinen Ausstellung „Schätze Japans aus Dresdner Museen“ (1983) begann der damalige Ostasien-Bereichsleiter Dr. Bräutigam, Schätze Ostasiens in Sachsen vorzustellen. Ein kleiner Katalog zur Ausstellung gilt als eine erste Bestandsaufnahme. Es folgten eine Reihe spezifischer Ausstellungen, z.B. „Japan im Spiegel seiner Kultur“,  „Zwischen Mädchenfest und Knabenfest“, „Farbholzschnitte: Bilder einer bewegten Welt.“, die Einblicke in das soziale Brauchtum, die Erziehung und Bildung Japans sowie den Sadô (Weg des Tees) und Bushidô (Weg des Samurai) gaben. Dazu gab es jeweils nur kleine Leaflets, jedoch keine Begleitpublikationen bzw. Kataloge. Neben den Ausstellungen wurden Workshops oder Vorführungen angeboten, wie beispielsweise Ikebana-Schau in 1993 und 1994.

Die Erarbeitung der Konzepte und Darstellungen erfolgte in guter kollegialer Zusammenarbeit mit Kollegen des Ethnographischen Museums in Osaka, mit dem Edo-Tokyo-Museum in Tokyo und dem Nationalmuseum in Kyoto. Dank freundschaftlicher und fachspezifischer Studienmöglichkeiten und Gespräche konnten Experten des Dresdner Museums für Völkerkunde tiefe Einblicke in die spezifische Kultur, die ausgefeilte Kreativität und disziplinierte Lebensweise der traditionsbewussten japanischen Kunsthandwerker vor Ort erhalten. Intensive Studien zur Lack- und Papierherstellung, ihrer Bearbeitung und Bewahrung wurden uns im Forschungsinstitut in Kyoto ermöglicht. Im Austausch kamen die japanischen Fachwissenschaftler nach Dresden und Leipzig.

Ausstellung „Uchiwa und Ogi – die Sprache des japanischen Fächers“

Im Jahr 2000 folgt die Ausstellung „Uchiwa und Ogi – die Sprache des japanischen Fächers“. Sie basierte auf einer Kollektion japanischer Blatt- und Faltfächer, die der aus Weinböhla stammende deutsche Konsul Zappe 1876 in Edo-Tokyo zusammengestellt hatte, um das Sächsische Innenministerium an einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Japan zu interessieren.

Uchiwa Japanfächer
Blattfächer, uchiwa, zur Eröffnung der ersten Eisenbahnlinie von Yokohama nach Edo, Shimbashi (MfV Dresden, Foto: E. Winkler)
japanischer Literaturfächer aus Bambus
Literatenfächer mit Haiku auf den Bambusstäben (MfV Dresden, Foto: E. Winkler)
Ausstellung Fächer Japans, 2000
Eröffnungsveranstaltung zu „Uchiwa und Ogi – Fächer Japans“, 2000 mit Herrn Sano, konsularischer Vertreter der Japanischen Botschaft in Berlin (Foto: E.Winkler, Dresden)

Ausstellung und Workshop über das Nihonga und die japanische Seidenmalerei

Der Künstler Takehiko Iikawa kam mit seiner speziell entwickelten Seidenmalerei nach Dresden. 2007 konnte im Japanischen Palais eine umfangreiche Ausstellung von Bildern, Faltschirmen sowie technischen Utensilien eindrucksvoll präsentiert werden.

Der Bürgermeister von Marumori, Herr Masami Watanabe, schrieb zur Ausstellungseröffnung:

Mit großer Freude habe ich von Ihrer Absicht Kenntnis genommen, im Staatlichen Museum für Völkerkunde Dresden eine Sonderausstellung über ‚Nihonga – traditionelle japanische Seidenmalerei‘ durchzuführen. Ich gratuliere Ihnen zu diesem Entschluss.[…] Wir freuen uns auf diese Ausstellung, und ich wünsche mir, dass die Ausstellung nicht nur Japan mit Deutschland, Sachsen und Dresden, sondern auch Sie mit Marumori verbinden wird.“

In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Bildende Künste fanden eine Reihe von Vorträgen und Seminaren statt. Dabei konnten vor allem die verschiedenartigen Auffassungen von Kunst und künstlerischem Handwerk sowie deren individuelle und gesellschaftliche Wertung erkannt und diskutiert werden.

In 2009 bot sich interessierten Dresdner Kunststudenten und Lehrern die Möglichkeit, unter anwesenden des Künstlers Iikawa, die Technik der Seidenmalerei nachzuvollziehen.

Sesidenmalerei mit Künstler Iikawa
Nihonga-Workshop mit Künstler Iikawa, 2009 (Foto: privat)

Es war eine besonders intensive Zeit deutsch-japanischer Begegnungen in künstlerischen Reflexionen und fruchtbarem Gedankenaustausch, wobei das „kulturelle Erbe zweier Völker“ eine zentrale Bedeutung im wechselseitigen Verständnis einnahm, wie Ruprecht Vondran vom Verband Deutsch-Japanischer Gesellschaften, analysierte.

Austausch zwischen Dresden und Japan – Zu Besuch in Sendai

Seit 2002 entwickelte sich ein verstärkter Gedanken- und Ideenaustausch mit der japanisch-deutschen Arbeitsgruppe in Sendai und der Stadt Matsushima. Im November 2010 reiste eine Gruppe der DJG Dresden nach Japan mit dem Ziel, am Auftakt zu einer „Dresden Woche in Sendai“ teilzunehmen, die anlässlich von 150 Jahren Freundschaft zwischen Deutschland und Japan ausgerichtet worden war. Ein überwältigender Empfang wurde in Matsushima vorbereitet und zeigte, dass Dresden viel für die Freunde in der Präfektur Miyagi bedeutete.

Empfang der DJG in Sendai
Empfang am Bahnhof in Matsushima (Foto: L. Icke-Schwalbe)

Die Naturkatastrophe im folgenden März 2011 erzwang eine Unterbrechung der euphorischen Entwicklung. Die gewaltigen Zerstörungen in der Region Miyagi erforderten neue Orientierung kraftvollen Aufbau in Natur und Gesellschaft. Die tiefergehenden Verbindungen sind dennoch erhalten geblieben. Dresdner Vorstandsmitglieder organisierten ein Benefiz-Konzert im Piano-Salon Dresden zugunsten der vom Tsunami Betroffenen in Tohoku. Der Erlös wurde persönlich überbracht.

Gegenwärtige Aktivitäten der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Dresden

Nur einige der auffälligsten Aktivitäten der Dresdner Gruppe der DJG konnten hier benannt werden. Die Vereinsarbeit vollzieht sich meist unspektakulär vor Ort in geplanten persönlichen Zusammenkünften, den jährlichen Feiern, „Stammtisch-Terminen“ mit japanischen Speisen und Getränken sowie individuellem Gedanken- und Ereignis-Austausch. Jeder ist nach eigenen Möglichkeiten willkommen, zum Gespräch, zum Besuch organisierter Veranstaltungen, wie Konzerte, Vorträge, Ausstellungen.

Sachsen, speziell Dresden hat eine große bilaterale Tradition zu Japan und noch viele neu zu entdeckende Schätze. Daran haben wir, die Deutsch-Japanische Gesellschaft Dresden mit großem Respekt und immer besserem Verständnis weiter zu arbeiten.


Vorgeschichte: Japan und Sachsen – Eine Beziehungsgeschichte zwischen Neugier und Bewunderung

Ein Kommentar

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