Interview mit Besitzerin Elke Werner von Teerausch
Der frische Duft von grünem Tee
In den Dresdner Kunsthofpassagen im Stadtteil Neustadt trifft unser Mitglied Magdalena die Besitzerin des Teegeschäfts „Teerausch“ Elke Werner. Im Interview erzählt sie über ihre ersten Berührungspunkte mit japanischem Tee und wie sie ihre Leidenschaft zum Beruf machte. Dieser führte sie bis nach Japan auf die Teeplantagen von Yakushima.
Autor: M. Kozar, Red. Bearb.: J. Fukuhara, Foto: Claudia Jaquemin 31.05.2022, Dresden
Liebe Elke, wie bist Du in die Teebranche gekommen?
Elke: Das ist eine etwas romantische Geschichte. Als ich klein war habe ich immer davon geträumt, dass wenn ich groß werde mache ich einen Teeladen auf. Ich komme aus einem kleinen Dorf und als ich mit meiner Mutter in die Stadt gefahren bin, haben mich die Teeläden dort immer fasziniert. Nach dem Abitur habe ich mit meiner Freundin davon geträumt ein Teehaus einzurichten – sie würde die Kunst für die Wände machen und ich würde mich mit Tee beschäftigen. Während des Studiums in Heidelberg habe ich bemerkt, dass dieser Traum mich nicht loslässt. Ich habe angefangen in einem Teeladen um die Ecke von meinem Institut zu arbeiten und es ist mir klar geworden, dass man von der Arbeit in dieser Branche auch Leben kann. Dann habe ich mich nach dem Studium selbstständig gemacht.
Welche Teesorten magst Du persönlich am liebsten und was macht diesen Tee für dich so besonders?
Elke: Es ist unterschiedlich, je nach Jahreszeit, je nach Gemütszustand, je nachdem wie ich mich fühle. Aber den schwarzen japanischen Tee, den ich Dir gezeigt habe (Watanabe Kanaya Midori Bio) ist einer meiner Lieblingstees. Er kommt aus Yakushima und ist einer der besten japanischen Schwarzen Tees, die ich getrunken habe. Ungefähr 70-80% von dem was ich trinke sind japanische Tees, aber ich mag auch sehr gerne alte Oolongs, alte Pu Erh Tees, mit denen man am Abend ein paar Stunden verbringen kann.
Im Teerausch kann man nicht nur verschiedene Teesorten und Teezubehör kaufen. Du bietest auch verschiedene Teeseminare und Teeevents an. Was kann man dabei lernen und erfahren?
Elke: Aktuell gibt es zwei Formate: digital und eine private Verkostung in einer kleinen Gruppe. Bei der ersten Variante verkosten wir gemeinsam digital drei Tees. Der Kunde bekommt die Tees in einer Box und mit einer Anleitung nach Hause geschickt. Das hat den Vorteil, dass nicht nur Kunden aus Dresden, sondern auch Deutschlandweit oder aus anderen Länder (wir haben auch viele Kunden aus der Schweiz oder Österreich) daran teilnehmen können.
Parallel gibt es die Möglichkeit private Verkostung in einer kleinen Gruppe zu buchen. Wir organisieren eine Teeverkostung nach den Wünschen der Kunden: zum Beispiel Grüne Tees, Schwarze Tees, Weiße Tees, bestimmtes Anbaugebiet, japanische Tees oder chinesische Tees. Das Thema und der Ablauf sind individuell auf den Kunden abgestimmt. Ich bereite alles zu und präsentiere auch die verschiedene Kännchen, die Kunden auch selber in die Hand nehmen können. Wir können dann mehr Aufgusse machen und spezifisch auf die Sortenauswahl eingehen. Das sind wirklich sehr schöne Formate, ich freue mich, dass wir das wieder machen können.
Ich habe vor ein paar Jahren an Deinem Teeseminar über Deine Erlebnisse bei der Teeernte in Yakushima teilgenommen. Könntest Du uns darüber etwas erzählen?
Elke: In Yakushima war ich das erste Mal 2015 und war von dem Aufenthalt dort sehr begeistert. Schon alleine einen Ort mit dem Schiff zu entdecken war ein besonderes Erlebnis – man fährt dahin und plötzlich hat man einen majestätischen riesengroßen Hügel im Wasser vor den Augen stehen. Das fand ich wirklich sehr beeindruckend. Auf Yakushima gibt es wenig Fläche wo man etwas anbauen kann. Das Zentrum der Insel ist bergig und hügelig, die Landwirtschaft kann man nur an den schmalen Streifen am Meer betreiben. Dort baut Herr Watanabe Tee an.
Ich persönlich war dreimal bei den Ernten auf Yakushima dabei. Da konnte ich die einzelnen Schritte beobachten: schauen welche Struktur das Blatt nach dem Dämpfen kriegt, wie fasst es sich an, wie ist es nach dem Rollen, wie ist es nach dem Trocknen und nach den verschiedenen Produktionsschritten. Ich erinnere mich noch als ich das erste Mal zur Teeernte gefahren bin, wir sind aus dem Bus ausgestiegen und man hatte sofort den fantastischen Duft in der Nase. In der Teefabrik ist es unglaublich laut, dynamisch, man hat überall den grünen Teestaub und den frischen Duft von grünem Tee. Das war ein sehr bleibendes Erlebnis.
Welche Pläne hast Du für die Zukunft?
Elke: Ich möchte den Kontakt zu unseren Teebauern weiter halten, was zum Glück über Soziale Medien und mit immer besseren Übersetzungsprogramme ganz gut funktioniert. Wir haben uns immer mindesten einmal im Jahr gesehen entweder in Japan oder in Deutschland. Der große Traum von mir war auch in meine Teeschule zu fahren, ich bin Teeschülerin für japanische Teezeremonie und meine Schule (Ueda Soko Ryo) ist in Hiroschima. Um dort hinzufahren braucht man ein gewisses Level an Japanisch – das ist für mich der Hauptgrund warum ich Japanisch lerne. Unser Fokus für die Zukunft ist weiterhin der Teeanbau unter traditionellen Anbaumethoden. Das finde ich sehr schön, dass man eine Symbiose zwischen dem Wissen, der Technik und der Natur bildet.
Anm. d. Red.: Im Juli erwartet euch ein zweiter Teil des Interviews. Darin wird auf die Besonderheiten der japanischen Teesorten und dessen Zubereitung eingegangen.
Teerausch
Besitzerin: Elke Werner
Adresse: Görlitzer Straße 25, 01099 Dresden
Website: www.teerausch.de
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