Einblicke in die sächsisch-japanische Forstgeschichte
Seit über 150 Jahren bestehen wechselseitige Kontakte zwischen dem aufstrebenden Industrieland Sachsen und Japan, das erst unter der kaiserlichen Meiji-Regierung internationale Beziehungen aufnahm. 1868 verkündete die „Eides-Charta“ des neuen Meiji-Kaisers : „Wissen soll gesucht werden in der ganzen Welt zur Unterstützung der kaiserlichen Herrschaft“, in erster Linie naturwissenschaftliches und technisches Wissen. Die früh-industrielle und wissenschaftliche Entwicklung in Deutschland bot geeignete Erfahrungen für den Aufbau der eigenen Wirtschaft in Japan.
Autorin: Frau Dr. Lydia Icke-Schwalbe, 07.04.2025, Dresden

Ein bemerkenswertes Zeugnis dafür liegt jetzt in der akademischen Veröffentlichung „Bilder einer Forststadt – Tharandt und sein Student Seiroku HONDA“ vor. Im 19. Jahrhundert beförderten insbesondere die Forstwirtschaft und der Bergbau den wirtschaftlichen Aufstieg im damaligen Königreich Sachsen. Akademische Bildungsstätten wie die Königliche Forstakademie in Tharandt und die Königliche Bergakademie in Freiberg hatten einen hohen Stellenwert. Bereits vor 1914 waren 47 Studenten aus Japan bei den Montanwissenschaften in Freiberg eingeschrieben und 16 an der Forstakademie in Tharandt, darunter Seiroku HONDA. 1890 wurde er als Student an der Forstakademie in Tharandt aufgenommen. Nach seiner Rückkehr aus Deutschland erwarb er herausragende Verdienste für die Landschaftsgestaltung und Forstwissenschaft im aufstrebenden Kaiserreich Japan. In umfangreichen Tagebucheinträgen hat der lernbegierige japanische Student den kleinen Ort am Fuße des Sächsisch-Böhmischen Erzgebirges im Tal der Weißeritz, seine besonderen Naturschönheiten, die Lebensgewohnheiten der Menschen im Umfeld des Studienbereiches detailreich aufgezeichnet.
Das Archiv des heutigen Forstwissenschaftlichen Instituts der TU Dresden bewahrt einzigartige Dokumente und Zeugnisse der historischen Entwicklung der Forstwirtschaft und ihrer internationalen Bedeutung, die wesentlich von Dr. Herbert Wilhelmi zusammengetragen worden sind. In der vorliegenden, reich bebilderten Erst-Veröffentlichung eines Autorenteams unter Leitung von Prof. Otto Wienhaus sind die über Jahre hinweg gepflegten forstwissenschaftlichen Verbindungen eindrücklich vorgestellt und mit dem Beispiel des herausragenden Studenten Seiroku Honda in Tharandt neu erzählt worden. Dr. Honda wurde später Berater in Ministerien der kaiserlichen Regierung zu Landschaftsschutz und Nationalpark-Gestaltung in Japan. Sein Lebenswerk galt der praktischen Landschaftsplanung, dem Wald- und Gartenbau in Lawinengefahrzonen.
Bemerkenswert sind die vielfältigen Ausstrahlungen von Seiroku Honda in menschlichen, respektvollen Begegnungen mit seinen Gastgebern, Mitstudenten, im Kreis seiner Lehrer und honoriger Persönlichkeiten in Deutschland, als anerkannter, bedeutender Forstwissenschaftler seiner Zeit, wie in der Persönlichkeitsdarstellung im zweiten Teil des Buches ausgeführt wurde. 1952 verstarb er hochgeehrt im Alter von 86 Jahren. Seinen Spuren folgen zahlreiche Forst-Studenten in Japan, die Honda mit einem Stipendium aus seinem gestifteten Vermögen unterstützt. 2008 empfing Tharandt den Enkel von Prof. Seiroku Honda, Herrn Dr. Kenichi Honda, zusammen mit seiner Familie. Getragen von tiefer Herzlichkeit und großem Respekt wandelten sie durch die forstliche Bildungsstätte, in der ihr verehrter Großvater studiert hatte, belegt durch mehrere Fotos.
Die Publikation „Bilder einer Forststadt Tharandt und sein Student Seiroku Honda“ bezeugt nachhaltig die lebendigen Beziehungen zwischen dem fernen asiatischen Land Japan und Sachsen. Die Deutsch-Japanische Gesellschaft Dresden e.V. beruht auf solchem Vermächtnis der Völkerverständigung und hat diese Publikation beratend begleitet.
Buchtitel: „Bilder einer Forststadt – Tharandt und sein Student Seiroku Honda“
Autor: Herbert Wilhelmi
Verlag: Kessel Remagen-Oberwinter , 1. Auflage Okt. 2024
Umfang: 124 Seiten
Leseprobe und Bestellung unter: ISBN 978-3-910611-22-1